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Sonntagsgeschirr, hin und wieder
Ostschweiz Genève retour
Romantipp von Gabriele Barbey, 8. März 2021
Was ich an dieser Geschichte am liebsten mag: Sie spielt nicht nur in nächster Nähe, nämlich in Winkeln, am Gübsen und auf dem Bodensee (auf einem Segelschiff, bei Gewitter!) sondern auch in der Romandie, wo die Autorin und vor allem ihre Romanfigur Angelina jahrelang wohnt.
Angelina ist Übersetzerin und lebt mit ihrem Partner Maurice in Genève, wie sie konsequent sagt (das tönt sogar für mich, die ich freundeidgenössische Einsprengsel liebe, ein wenig künstlich). Wir lernen Angelina zu einem Zeitpunkt kennen, wo sie merkt, dass sie Maurice, mit dem sie seit 18 Jahren zusammenlebt (und klettert), verlassen muss.
Vielschichtig sind die Gründe für ihre Rückkehr aus dem urbanen Genève in den Kanton Sankt Gallen; der Hauptanlass ist, dass sie eine fausse couche, eine Fehlgeburt erlitten hat, die sie aus der Bahn wirft. Es zieht sie zurück an die Örtlichkeiten ihrer Ostschweizer Kindheit, welche sie mit viel Nostalgie beschreibt. (Eine solche Passage wurde bereits 2015 von der Ausserrhodischen Kulturstiftung ausgezeichnet.)
Fast zu gut spüre ich als Leserin, dass die Autorin, geboren 1968, von Beruf Sozialarbeiterin, nicht anders kann, als von den elementaren Fragen wie Sterben, Tod, Liebe, Glauben zu schreiben. Am Schluss lässt uns Angelina hoch übers Rheintal hinweg durch ein Seelenfenster ins Österreichische schauen ein schönes Bild.
(Nach Auskunft der Autorin Obendrauf ist eine Buch-Vernissage geplant: Bibliothek Hauptpost St. Gallen, am Fr. 18. Juni 2021. Tel 058 229 09 90)
Anita Obendrauf: Sonntagsgeschirr, hin und wieder. Roman. 262 Seiten. Orte Verlag, Schwellbrunn 2021
Dieser Literaturtipp wurde erfasst am 07.03.2021 um 19:05 Uhr.
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